Hell-Dunkel-Kontrast (Bilder, Fotos)

Hell-Dunkel-Kontrast: spannende Bilder

Hell-Dunkel-Kontrast
Hell-Dunkel-Kontrast

Ein Hell-Dunkel-Kontrast ist eine grundlegende Technik beim bildnerischen Gestalten (z.B. Kunst oder Design), bei der helle und dunkle Werte miteinander kombiniert werden, um eine ästhetische Wirkung, zum Beispiel Tiefe oder Spannung, in einem Bild zu erzeugen. Der Begriff Kontrast bedeutet so viel wie "Gegensatz". Wenn zwei Dinge, die verschieden sind, in der Wahrnehmung aufeinander treffen, spricht man von einem Kontrast.

Der "härteste", eindeutigste Kontrast ist der Hell-Dunkel-Kontrast. Die extremste Form eines Hell-Dunkel-Kontrastes sind eine Weiße und eine schwarze Fläche, die gegeneinander stoßen (auch "Schwarz-Weiss-Kontrast"). Der Hell-Dunkel-Kontrast ist eine der ältesten und fundamentalsten Methoden, um als Künstler in Bildern nicht nur Klarheit, sondern auch Spannung zu erzeugen.

Wie wirkt ein Hell-Dunkel-Kontrast?

Bleistiftzeichnung Kreidefelsen Rügen
Hell-Dunkel-Kontrast, künstlerische Zeichnung:
Kreidefelsen Rügen, 29 x 41 cm, Oktober 2013
  1. Betonung von Formen und Strukturen: Durch die Verwendung von hellen und dunklen Werten können Formen und Strukturen deutlicher dargestellt werden. Helle Bereiche treten visuell hervor, während dunkle Bereiche Tiefe und Definition verleihen.
  2. Schaffung von Tiefe: Ein Hell-Dunkel-Kontrast kann dazu beitragen, eine illusionäre räumliche Tiefe in einem zweidimensionalen Bild zu erzeugen. Indem man kontrast-starke Töne für Vordergrundelemente und kontrast-arme für Hintergrundelemente verwendet, entsteht eine räumliche Wirkung, die dem Bild eine gewisse Dimension verleiht (siehe Luftperspektive)
  3. Fokussierung der Aufmerksamkeit: Durch den Einsatz von starken Hell-Dunkel-Kontrasten kann man den Blick des Betrachters gezielt lenken. Helle Bereiche ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und können als Fokuspunkte oder Hauptmotiv dienen, während dunkle Bereiche eine unterstützende Rolle spielen können, indem sie die hervorgehobenen Bereiche betonen oder einrahmen.
  4. Hell-Dunkel-Kontrast: Baum im Lobetal
    Hell-Dunkel-Kontrast: "Baum im Lobetal "
    56 x 36 cm, Sept 2021
  5. Erzeugung von Stimmung und Atmosphäre: Der Hell-Dunkel-Kontrast kann auch dazu verwendet werden, bestimmte Stimmungen oder Atmosphären in einem Bild zu erzeugen. Beispielsweise können starke Kontraste mit scharfen Licht- und Schattenbereichen eine dramatische oder geheimnisvolle Stimmung erzeugen, während sanftere Kontraste eine ruhigere oder subtilere Atmosphäre schaffen können.

Wenn man in der Fotografie von Kontrast (an sich) spricht, meint man in aller Regel den Hell-Dunkel-Kontrast. Auf Fotos geht es in aller Regel nicht um abstrakte Formen und Flächen, sondern um konkrete Gegenstände und Szenerie aus der sehbaren Wirklichkeit. Hier werden Hell und Dunkel durch Licht und Schatten erzeugt. Je dunkler die Schattenpartien, und je heller die beleuchteten Zonen, um so stärker ist der Hell-Dunkel-Kontrast.

Luftperspektive: mit zunehmender Entfernung Verblauung, unscharf, kontrast-arm
Luftperspektive: mit zunehmender Entfernung
Verblauung, unscharf, kontrast-arm

Der Hell-Dunkel-Kontrast ist auch für die Luftperspektive von wichtiger Bedeutung. Vor allem in der Landschaftsmalerei nimmt der Hell-Dunkel-Kontrast mit zunehmender Entfernung ab, die dunklen Flächen (Schatten) werden heller und blasser. Zudem sorgen atmosphärische Störungen dafür, dass Gegenstände mit zunehmender Entfernung unschärfer werden. Mehr dazu siehe Luftperspektive.

Hell-Dunkel-Kontrast in Zeichnungen

Bleistiftzeichnung mit Hell-Dunkel-Kontrast
Bleistiftzeichnung mit Hell-Dunkel-Kontrast:
"Der Jaguar aus Jena", 50 x 70 cm, 2000

Zeichnungen, zumindest Schwarz-Weiß-Zeichnungen, (Bleistiftzeichnungen, Kohlezeichnungen etc.) leben im Grunde nur vom Hell-Dunkel-Kontrast. Gerade die differenzierte Modulation der Grauwerte zwischen Hell und Dunkel - zwischen Licht und Schatten - erlauben eine schier endlose Gestaltungsvielfalt. Beim Zeichnen bearbeitet man in der Regel nur Schatten - zumindest wenn man auf einem weißen Blatt Papier arbeitet. Denn das Weiß ist quasi die hellste Lichtreflexion im Bild. Um diese Lichtreflexe herum zeichnet man die Gegenstände, indem man sich ins Dunkel hineinwebt. Beim Zeichnen mit Bleistiften muss man dabei besonders den Härtegrad beachten: Je weicher die Mine, um so dunkler die Farbe und um so größer kann der Kontrast sein.

Blickführung mit Hilfe von Licht und Schatten

Hell-Dunkel-Kontrast üben, Kunstunterricht
Hell-Dunkel-Kontrast üben (Kunstunterricht):
Einfach eine Rose in Schwarz-Weiß zeichnen

Beim Komponieren von Bildern bemühen sich Künstler stets, den Blick des Betrachters zu fesseln, indem sie ihn quasi ununterbrochen über das Bild wandern lassen. Solche vertiefenden Blickbewegungen zu erzeugen, nennt man Komposition. Hierbei bietet der Hell-Dunkel-Kontrast viele Möglichkeiten: Die hellsten Flächen (manchmal auch die Dunkelsten) dienen dabei als Eyecatcher. Das Auge erfasst sie am schnellsten und fokussiert darauf. Von hier aus kann man dann über Linien oder Kurven in andere Bildzonen weiterleiten, die eher intellektuell vordergründig sind. Sobald das Gesehen an Spannung verliert, sucht es sich den nächstgelegene Spannungspunkt (Hell-Dunkel-Kontrast), um den Weg über das Bild fortzusetzen.

Auf diese Weise kann man Bilderzählungen komponieren, die zu Sehprozessen führen, die den inhaltlichen Gedanken verblüffend ähnlich sind.

Zeichnung Winterlandschaft Wald
Zeichnung Winterlandschaft Wald, Bleistift auf Papier, 35 x 52 cm, 2.1.2021 - fast ausschließlich weiche Bleistifte verwendet

Mehr zu diesem Bild: Zeichnung Winterlandschaft Wald

Hell-Dunkel-Kontrast in der Kunstgeschichte

Der italienische Maler Michelangelo Caravaggio war ein Meister der Hell-Dunkel-Malerei: in seinen Bildern lässt sich die dramatische Bildkomposition aus Hell-Dunkel-Kontrasten sehr eindrucksvoll nachvollziehen. Diese Gemälde spielen sich meist vor einem dunklen Bühnenraum ab. Ein grelles Spot-Licht beleuchtet die Szenerie im Vordergrund. Durch das intensive Licht entstehen harte Schattenkanten.

Hell-Dunkel-Kontrast (Caravaggio)
Hell-Dunkel-Kontrast (Caravaggio)

Das Bild zeigt die "Kreuzigung des Apostel Petrus" (1601-1604). Mit Hilfe des Hell-Dunkel-Kontrastes wird eine spannende Bildkomposition kreiert: durch die aufstrebende Bewegung von links unten nach rechts rutscht der gekreuzigte Petrus immer weiter nach rechts unten. Man spürt als Betrachter förmlich die Aussichtslosigkeit der Situation, die immer schlimmer wird. Neben dem Hell-Dunkel sind vier Farbflecken eingearbeitet: die gelbe und grüne Hose der beiden Peiniger sowie der angedeutete Umhang in der linken Bildmitte. Rechts unten, dort, wohin Petrus sinken wird, ist ein sanftes Grau-Blau zu sehen.

Weitere bedeutende Vertreten der "Hell-Dunkel-Malerei" (sog. "Chiaroscuro"), die sich in der Spät-Rainessance entwickelte und weit in den Barock hineinwirkte, waren

Linolschnitte

Linoldruck: Alte oder junge Frau
Linoldruck:
Alte oder junge Frau?
Martin Mißfeldt, 2013

Eine alte Kunsttechnik ist der Linoldruck bzw. Holzschnitt. Als Künstler entfernt man die Bereiche, die im Druck später weiß bleiben sollen. Men denkt also quasi "invers" bzw. komplementär. Bei einfachen Linolschnitten führt das zu Ergebnissen, die schwarz auf weiß gedruckt sind. also einen extremen Hell-Dunkel-Kontrast haben. Das macht den besonderen Reiz dieser Grafiken aus.

Der Linolschnitt rechts zeigt einen "Sehtest: alte oder junge Frau?", von Martin Mißfeldt aus dem Jahr 2013. Neben dem optischen Rätsel besteht die Grafik aus mehreren Zonen, die unterschiedlich strukturiert sind und somit spannungsvoll zusammenwirken.

Zeichnung Krake
Zeichnung Krake, Bleistift auf Papier, 20 x 29 cm, 5.12.2020
mit weichen Bleistiften kann man viel Dunkelheit und starke Kontraste erzeugen

Siehe auch / Weiterlesen

Realistisch Zeichnen Lernen: Buch von Martin Mißfeldt
Realistisch Zeichnen Lernen

Tipp! Ich habe ein eBook geschrieben: "Realistisch Zeichnen Lernen - Mit Bleistiften beobachten". Umfang: 97 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Schritt-für-Schritt-Anleitungen und konkreten Zeichen-Übungen. Das Buch bietet Anfängern und allen, die sich bislang noch nicht intensiv mit dem Naturstudium auseinander gesetzt haben, viele hilfreiche Tipps und Tricks.

"Realistisch" und "Zeichnen" sind zweierlei. Zum Einen werden die Grundlagen des Zeichnens vermittelt, vom Material und Werkzeug über grundlegende Zeichentechniken (z.B. Schraffieren) bis hin zum effektiven Vorzeichnen und den 4 Phasen des Zeichenprozesses: Betonen, Verblenden, Verwischen, Radieren. Zum Anderen werden die Grundlagen des Beobachtens erklärt, die man für jede Art von realistischem Bild benötigt. Am Ende helfen zahlreiche Inspirationen dabei, den eigenen künstlerischen Weg zu finden. Mehr darüber erfahren ...