Ölmalerei - Ölbilder malen (online Tutorial, Anleitung)

Krakelüre - Feine Risse auf Ölgemälden

Krakelüre-Effekt: Bildnis einer jungen Dame
Krakelüre-Effekt: "Bildnis einer jungen Dame" -
Petrus Christus, um 1470

In der Kunstwissenschaft werden die feinen Risse auf Gemälden als Krakelüre bezeichnet. Der Begriff leitet sich vom französischen craquelure ("Abblättern von Farbe") ab. Man spricht auch allgemein von Krakelee. Man versteht darunter auch das maschenartige Netz aus Rissen und Sprüngen auf den Oberflächen anderer Gegenstände. Bei Gemälde spricht man in der Regel von Krakelüre.

Wie entsteht eine Krakelüre?

Die Oberfläche der Ölgemälde platzt auf und bildet feine Risse. Ursache dafür ist das "Arbeiten" des Bildgrundes. Meist sind es Holzplatten oder Leinwände, die sich witterungsbedingt leicht biegen, zusammenziehen oder ausdehnen. Die Farbschicht aus Ölfarbe ist jedoch fest und verliert im Laufe der Jahre zunehmen an Flexibilität. Aus dem Grund platzt die Farbe auf und bildet kleine Schollen.

Wie kann man absichtlich eine Krakelüre erzeugen?

Um eine Krakelüre gezielt zu erzeugen, muss man den Trocknungsprozess der Farbschichten beherrschen und beeinflussen können, um das charakteristische, rissige Muster herzustellen. Das ist zum Teil sehr schwierig und kann sehr lange dauern (Monate bis Jahre). Daher ist es empfehlenswert, einen speziellen Krakelüren-Lack zu verwenden, der deutlich schnelle und berechnenbarer trocknet. Das weitere Vorgehen ist dann das folgende:

  1. Vorbereitung der Oberfläche: Stellen Sie sicher, dass die Oberfläche, auf die Sie die Krakelüre anwenden möchten, sauber, trocken und glatt ist. Wenn Sie auf Holz, Leinwand oder einem anderen Untergrund arbeiten, sollte dieser grundiert und vorbereitet sein.
  2. Erste Farbschicht (Basislack): Tragen Sie eine Schicht Ihrer Basisfarbe auf die vorbereitete Oberfläche auf und lassen Sie sie gründlich trocknen. Diese Farbe wird durch die entstehenden Risse später sichtbar.
  3. Krakelüre-Medium: Tragen Sie nun das Krakelüre-Medium gleichmäßig auf die getrocknete Basisfarbe auf. Achten Sie darauf, die Anweisungen des Herstellers für das Krakelüre-Medium genau zu befolgen. Lassen Sie das Medium für die angegebene Zeit teilweise trocknen. In dieser Phase beginnt die oberste Farbschicht zu schrumpfen und zu reißen.
  4. Zweite Farbschicht (Oberste Schicht): Tragen Sie nun Ihre zweite Farbschicht, die die Risse zeigen soll, über das teilweise getrocknete Krakelüre-Medium auf. Achten Sie darauf, die Farbe gleichmäßig aufzutragen und nicht zu viel zu manipulieren, um den Krakeleffekt nicht zu beeinträchtigen. Während die obere Farbschicht trocknet, beginnen die Risse zu entstehen und enthüllen die darunterliegende Farbe. (Da Acrylfarbe viel schneller trocknet als Ölfarbe, ist Acryl bei Krakelüre-Techniken zu empfehlen)
  5. Rissbildung: Während die obere Farbschicht trocknet, bilden sich Risse aufgrund der unterschiedlichen Trocknungsraten von Farbe und Krakelüre-Medium. Diese Risse lassen die untere Farbschicht durchscheinen und erzeugen den gewünschten Effekt.

Es ist wichtig, experimentelle Tests auf einer separaten Oberfläche durchzuführen, bevor Sie diese Technik auf ein Hauptprojekt anwenden. Die Ergebnisse können je nach verwendeten Materialien, Untergrund und Krakelüre-Medium variieren. Indem Sie mit verschiedenen Farben, Schichtdicken und Trocknungszeiten experimentieren, können Sie den gewünschten Krakelüre-Effekt erzielen.

Krakelüre kann auch angewendet werden, um eine gealterte oder antike Optik auf Oberflächen von Kunstwerken, Möbeln, Bilderrahmen oder anderen Gegenständen zu erzeugen. Dadurch wird der Eindruck vermittelt, dass die Farbe oder das Material im Laufe der Zeit natürlich gealtert ist.

Wird Krakelüre beim Restaurieren entfernt / übermalt?

Eine Krakelüre basiert auf einem natürlichen Alterungsprozess des Gemäldes und wird üblicherweise nicht restauriert. Mit einem Auflichtmikroskop untersucht man die feinen Risse - nur wenn die Farbschollen abzufallen drohen, wird das Stück fixiert, indem die Rissen verfugt werden.

Ein weiteres berühmtes Beispiel für Krakelüre ist die Mona Lisa von leonardo da Vinci:

Krakelüre auf der Mona Lisa
Krakelüre auf der "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci

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