Die Ölmalerei gilt vielen als die Königsdisziplin der bildenden Kunst. Zum einen hängen in vielen bedeutenden Kunstmuseen und Sammlungen überwiegend Gemälde, zum anderen werden Ölbilder heute auf dem Kunstmarkt zu horrenden Preisen gehandelt. Die folgenden Seiten beschreiben das Thema aus verschiedenen Perspektiven.
Inhaltsübersicht
- Einführung in das Thema Ölmalerei (siehe unten)
- Material für Ölmalerei
- Leinwand / Keilrahmen
- Keilrahmen selber bauen (Anleitung / Tutorial)
- Leinwand auf Keilrahmen spannen (Anleitung / Tutorial)
- Grundierung der Leinwand für Ölbilder
- Malgründe: Leinwand etc.
- Welches Format?
- Ölfarbe
- Pinsel für Ölmalerei
- Palette zum Farbenmischen
- Malmesser (Spachtel)
- Malmittel
- Balsam-Terpentinöl
- Leinöl
- Leinöl-Firnis
- Pinselreiniger
- Terpentin-Ersatz zum Reinigen nutzen?
- Staffeleien
- Unterschiede der Staffelei-Arten
- Akademiestaffelei
- Feldstaffelei (zum Ineinanderschieben, tragbar)
- Atelierstaffelei (Studio-Staffelei)
- Kofferstaffelei (wie Feldstaffelei mit Malkoffer)
- Tischstaffelei
- Staffelei selber bauen
- Leinwand / Keilrahmen
- Mit Ölfarbe malen
- Vorzeichnung
- Untermalung
- Von dunkel nach Hell?
- Primamalerei
- Pastos malen mit Ölfarbe
- Mischtechniken
- Der Trocknungsprozess
- Ölbild mit Firnis versiegeln
- Wie Ölbilder lagern?
- Qualität von Ölmalerei - wie bewerten (Kriterien)
- Den eigenen Stil finden
- Ölbilder verkaufen - wie teuer?
Falls einige Artikel noch nicht fertig sind, besuchen Sie diese Seite in Kürze noch einmal. Ich sitze gerade daran :-) Hier ein Blick in mein Atelier:
Einführung in das Thema Ölmalerei
Ölfarbe stinkt! Sie ist schmierig und hinterlässt üble Flecken. Im Grunde ist Ölfarbe ein sehr unpraktisches Mal-Material. Im Vergleich zur Ölmalerei ist Aquarellmalerei viel "sauberer": man kann alles mit Wasser vermalen und reinigen, die Bilder auf Papier lassen sich viel einfacher lagern, die maltechnischen Möglichkeiten für Material-Experimente sind im Grunde vielfältiger - zumindest für Einsteiger. Dennoch gilt die Ölmalerei als das Non-Plus-Ultra der Kunstgeschichte...
Siehe auch: Geschichte der Ölmalerei.
Was für ein Schweinkram...
Wer immer sich dem Thema Ölmalerei - Malen mit Ölfarbe nähert, sollte die "äußerlichen", materialbedingten Schwierigkeiten im Hinterkopf behalten. Malen Sie nur in einem Raum (Atelier), der sich gut lüften lässt! Man sollte niemals in der eigenen Wohnung malen, es sei denn, man kann die Türen zu den Schlaf- und Wohnräumen wirklich dicht verschließen. Legen Sie immer eine Unterlage unter ihren Ölmal-Arbeitsplatz! Ölfarbe ist äußerst schwierig aus Teppichen, Tischdecken, Kissen, und so weiter zu entfernen. Gleiches gilt für die Arbeitskleidung: ziehen Sie sich vorab alte Arbeitsklamotten an: Maler-Kittel, alte Hose - auch die Schuhe sind meist hinüber, wenn erst einmal ein paar Spritzer Ölfarbe in das Leder eingesogen sind.
Die erste Grundausstattung
Wenn Sie nun eine geeignete Umgebung vorbereitet haben, kommt das nächste Hindernis: Der Einstieg in die Ölmalerei ist relativ teuer. Das ist allerdings beim Aquarellmalen kaum anders. Denn man benötigt eben erst mal eine Grundausstattung: dazu gehören neben der Staffelei die Ölfarbentuben, einige Pinsel, einige Lösungsmittel sowie der Malträger, also eine Leinwand oder geeignete Holzplatte. Da kommen schnell einige hundert Euro zusammen, je nachdem, wie ambitioniert man startet.
Staffelei oder nicht?
Eine Staffelei ist zunächst der größte finanzielle Posten. Allerdings bekommt man eine Akademie-Staffelei schon für rund 80 Euro. Alternativ kann man auch die ersten Schritte machen, indem man das Bild liegend auf dem Tisch malt (dafür bietet sich dann eine billige PVC-Tischdecke an, die man in Drogerien bekommt). Eine richtig gute, stabile Altelier-Staffelei ist dann allerdings nicht nur teuer, sondern nimmt auch viel Platz weg. Ansonsten kann man sich auch eine Feldstaffelei besorgen, die man natürlich auch drinnen nutzen kann. Da sich die Beine meist einschieben lassen, kann man diese Satffeleien auch auf Tischen aufbauen und ein Bildträger einspannen.
Farbtöne der Grundausstattung
Bei den Farben reicht es in der Regel, wenn man zunächst 5-6 Tuben Ölfarben besorgt. Ich würde als Einstiegsset folgende Farben empfehlen:
- Weiß (davon braucht man in der Regel viel)
- (Lichter) Ocker (Grundfarbe, die man häufig zum Mischen braucht)
- Cyanblau
- Zinnoberrot
- Kadmiumgelb (davon braucht man viel, wenn man Grüntone malen will)
- Chromdioxydgrün oder Permanentgrün (davon braucht man in der Regel wenig, weil man es mit Gelb vermischt)
- Elfenbeinschwarz (selten nötig, kann wenig sein) - stattdessen bietet sich oft ein dunkle Ton an: Preußischblau oder Vandyck-Braun
Ölfarben Einsteiger-Sets
Fast alle Hersteller bieten "Ölfarben im Set" an, sog. Einsteiger-Ölfarben-Sets. Die sind als geschenk gut geeignet, weil sie den entsprechenden Aufbewahrungskasten bieten - aber maltechnisch ist das oft uneffektiv, weil man - wie zuvor gesagt - bestimmte Farben viel mehr verbraucht als andere. Außerdem enthalten diese Farbkasten-Sets meist Farbtöne, die man in der Regel nie benötigt: Im Grunde gilt: man kann sich alle Farben aus den Grundfarben mischen.
Pinsel für Einsteiger
Gehen wir zunächst davon aus, dass Sie eine fertig grundierte Leinwand zum Einstieg kaufen. Dann benötigen Sie keinen Grundierpinsel, sondern lediglich die Malpinsel. Da Ölfarbe mit Lösungsmitteln gereinigt werden muss, sind nur bestimmte Pinseltypen wirklich geeigent. An den Pinseln stehen meist entsprechende Kennzeichnung, für welches Material sie geeignet sind. Die superteuren (und guten) Rotmarder-Pinsel, die man für die Aquarellmalerei nutzt, sind beim Ölmalen fehl am Platz.
Im Prinzip kann man zwischen Haarpinseln (mit einer fein zulaufenden Pinselspitze) und Borstelpinseln (die am Ende eine breite Seite bilden) unterscheiden. Haarpinsel sind in der Regel für kleinere, feinere Malerein geeignet, während die Borstelpinsel ehen für das gestische schnelle Malen verwendet werden. Um es anschaulich zu machen: Dürer hat eher mit einem Haarpinsel gemalt, van Gogh eher mit Borstelpinseln.
Zum Einsteigerset gehören mind. drei Pinsel: ein feiner (Pinselstärke 3 - 6), ein mittlerer (Pinselstärke 7 - 10) und ein breiter (Pinselstärke 12 - 18). Man sollte jedoch bedenken, dass das erst einmal der Selbstfindung bzw. dem Material-Erkunden dient. Wenn man sich für einen bestimmten Pinseltyp und eine bevorzugte Breite entschieden hat, benötigt man in der Regel ca. 4 - 6 Pinsel: und zwar für jede Farbe einen. Oft halten die Maler daher mehrere Pinsel mit unterschiedlichen Farbspitzen in der Hand, mit der sie auch ihre Palette halten.
Die Malpalette
Das entscheidende bei der Ölmalerei ist das Mischen der Farbe. Dafür nutzt man in der Regel eine Farbpalette. Meist ist sie aus Holz (oder Kunststoff) mit einer ovalen Öffnung an einer Seite, mit der man sie halten kann. Fortgeschrittene Maler gehen dann häufig dazu über, dass sie einen (oft rollbaren) Maltisch haben, der oben eine Glas oder Kunststoffplatte hat. Dort kann man dann sehr großflächig die Farben mischen. Wer sehr große Formate malt, mischt die Farben in Bechern. Also schon mal anfangen, Jogurt-Becher zu sammeln.
Wie die Farben auf der Farbpalette angeordnet werden, ist im Grunde egal. Es gibt jedoch bestimmte Zusammenstellungen, die sich als geeignet bewährt haben. So setzen viele Maler das Weiß in die Mitte, weil man es im Grunde für alle Farbtöne benötigt. Außern herum werden dann die Grundfarben in der Reihenfolge des regenbogens angeordnet:
- Gelb
- Grün
- Blau
- Braun
- Rot
Wenn man Schwarz auf der Palette nutzt, muss man damit sehr vorsichtig umgehen, sonst "vergrauen" die Farben sehr schnell. Grundsätzlich empfiehlt sich, innen mit Weiß zu malen und außen mit schwarz.
Allerdings ist diese Anordnung nirgends in Stein gemeißelt. Im Gegenteil: im Grunde hängt sie davon ab, welches Bildmotiv man malt. So sieht die Farbpalette eines Portraitmalers komplett anders aus als die eines Landschaftsmalers.
Das erste Ölbild malen
Im Grunde gilt bei allen künstlerischen Techniken: erst mal rumprobieren und das Material und Werkzeug kennenlernen. Aber viele haben an ein Ölbild einen hohen Anspruch: es muss super sein. Oft verliert man gerade wegen dieses inneren Drucks den Spaß an der Sache. Natürlich: das Material und die Leinwand kosten Geld, aber natürlich soll es in erster Linie Spaß machen.
Wer immer anfängt, das erste Ölbild zu malen, sollte sich vor Augen halten: die Farben, die man verbraucht, und die erste Leinwand, kosten zusammengerechnet vielleicht 8 - 12 Euro (man verbraucht ja nicht sofort alle Farben). Das entspricht ungefähr den Kosten eines Kinobesuchs. Wenn man also das erste Bild versemmelt, spart man sich einfach den nächsten Kinobesuch - und fertig.
Übermäßiger Respekt vor der Ölmalerei, das Verfransen in Details führen oft zu Unzufriedenheit mit dem ersten Ölbild - und das verdirbt so manchem die Lust, weiterzumachen. Daher: frisch ans Werk, mit Lust und Laune. Übung macht den Meister, und das erste Ölbild muss naturgemäß eine Katastrophe sein.
Viel Spaß beim Ölmalen.