
Foto: Philip Schäfer
Die Renaissance (übers. Wiedergeburt) begann um 1350 in Nord-Italien. Mit der Renaissance entfalten sich die klassischen Gattungen der bildenden Kunst, also Malerei, Bildhauerei und Architektur, zu jeweils eigener Blüte. Auf diesem Seite geht es nur um das Thema „Architektur“.
Die Renaissance-Architektur brachte Harmonie, Symmetrie und mathematische Proportion in die Baukunst zurück. Diese Ideen stehen in engem Zusammenhang mit der Erfindung der Persoektive zu Beginn der Renaissance. Zentrale Ideen wurden von der (vor allem römischen) Antike inspiriert, sowohl hinsichtlich der Bau-Statik als auch der Grundriss- und Fassadenentwürfe.
Merkmale der Renaissance-Architektur
Ausgangspunkt waren die „Zehn Bücher über Architektur“ des römischen Autoren Vitruv aus dem 1. Jh. v. Chr. Mit Vitruv wurden die antiken Ideale bekannt, und berühmte Renaissance-Architekten wie Brunellesci, Alberti oder Palladio orientierten sich eng an seinen Vorgaben.
Zu den wesentlichen Merkmale der Renaissance-Architektur gehören:

- Proportion und Harmonie → Proportionen (Verhältnisse zueinander) und der Bezug zum menschlichen Körper spielen eine wichtige Rolle
- Symmetrie → Die Fokussierung auf zentrale Achsen wurde wichtig.
- Geometrische Formen → Sowohl in Grundrissen als auch in der Fassadengestaltung wurde einfache, mathematisch berechenbare Formern und Körper verwendet (Quadrat, Dreieck, Kreis)
- Rundbögen → Wie in der Romanik wurden Wandöffnungen hauptsächlich durch Rundbögen stabilisiert
- Antike Säulenordnung: Auch die antiken Säulenordnungen (dorisch, ionisch, korinthisch) wurden übernommen.
- Waagerechte: Durch umlaufende Gesimse oberhalb jedes Geschosses und die regelmäßige Reihung von Fenstern wurde die Waagerechte stark betont. Erst in der Spätrenaissance können Säulen oder Pilaster über mehrer Stockwerke gehen.
Die genannten Merkmale sind in der Grafik auf eine typische Palazzo-Fassade bezogen, die in ähnlicher Form in vielen italienischen Städten zu finden ist. Kirchenbauten haben andere Gestaltungskonzepte, folgen aber weitgehend den oben genannten Merkmalen.
Die Rückkehr der Rundbögen

Foto: Von giovanni sighele, CC BY 3.0
Die Rundbögen der Renaissance waren nicht nur ein Rückgriff auf die Antike, sondern wurden mit mathematischer Perfektion und neuen Konstruktionsmethoden weiterentwickelt. Sie vermittelten Ruhe, Symmetrie und Eleganz und waren entscheidend für die Raumwirkung der Renaissance-Architektur. Die Maße der Rundbögen oft mathematischen Prinzipien wie zum Beispiel dem Goldenen Schnitt.
Vor allem in langen Bogengängen (sog. Arkaden) kam die harmonische Wirkung der Rundbögen besonders zur Geltung. Eine Arkade ist eine Reihe von Bögen, die von Pfeilern oder Säulen getragen werden. Wie auch bei Kolonnaden, bei denen auf den Säulen gerade Balken liegen, erzeugen Arkaden durch die wiederkehrenden Bögen eine gleichmäßige, rhythmische Struktur. Dieser Rhythmus vermittelt ein Gefühl von Ordnung, Ruhe und Eleganz.
Kuppeln: krönende Halbkugeln

Foto: JTSH26 - CC BY-SA 4.0
Inspiriert vom römischen Pantheon griffen Renaissance-Architekten die klassische Kuppelform auf und entwickelten sie weiter. Dabei spielten technische Innovationen eine entscheidende Rolle: Durch neue Konstruktionsmethoden wurden Kuppeln stabiler, größer und eleganter. Besonders bemerkenswert war Brunelleschis Kuppel für den Florentiner Dom – ein Meisterwerk der Ingenieurskunst.
Neben ihrer technischen Bedeutung hatten Kuppeln eine starke symbolische Wirkung. Sie galten als Zeichen für göttliche Vollkommenheit, Harmonie und Ordnung. Ihre halbkugelförmige Gestalt wurde als Ausdruck kosmischer Perfektion verstanden, weshalb sie besonders häufig für Kirchenbauten genutzt wurden.
Darüber hinaus prägten Kuppeln das Stadtbild und dienten als visuelle Orientierungspunkte. Sie betonten zentrale Gebäude und verliehen ihnen eine majestätische Ausstrahlung. Oft wurden sie mit Tambouren erhöht oder mit Fenstern durchbrochen, um mehr Licht in das Innere der Bauwerke zu lassen.
Wirkung der Architektur auf die Menschen
Wie schon in der Romanik wirken Renaissance-Gebäude sehr solide und stabil. Sie strahlen Ordnung, Ausgewogenheit und Schönheit aus.
Die Architektur der Renaissance diente wie zuvor und danach auch der Einschüchterung: die Untertanen sollten ehrfürchtig die Kraft, die Macht und den Reichtum der Herrscher und geistlichen Anführer bestaunen.
Bei der Wirkung von Architektur muss man sich heute immer wieder bewusst machen, dass wir inzwischen zahlreiche Baustile nach der Renaissance kennen. Wir sind insbesondere geprägt durch die Architektur, von der wir täglich umgeben sind. Die Menschen in der Renaissance kannten all diese neuen Entwicklungen und Konzepte nicht.

Foto: Bruce Stokes on Flickr, CC BY-SA 2.0
Wichtige Architekten der Renaissance
Die Renaissance betrachtete Architektur als eine wissenschaftliche Disziplin. Insofern war die berühmten Baumeister der Renaissance viel mehr, sie galten als Universal-Genies, die sich mit vielen künstlerischen Disziplinen beschäftigten. So ist zum Beispiel Michelangelo heute vor allem als Maler der "Sixtinischen Kapelle" oder als Bildhauer des "David" bekannt, aber auch er hat als Baumeister (Nachfolger von Bramante) am Petersdom in Rom gearbeitet. Weitere wichtige Renaissance-Architekten waren:
- Filippo Brunelleschi (1377–1446) → Kuppel des Florentiner Doms
- Leon Battista Alberti (1404–1472) → Theorie der idealen Proportionen
- Donato Bramante (1444–1514) → Petersdom (erste Pläne)
- Andrea Palladio (1508–1580) → Palladianismus, Villenbau
Arbeitsblatt zum Thema Renaissance-Architektur

Renaissance-Architektur
Da ich ja auch Kunstlehrer bin, habe ich für meine Schülerinnen und Schüler ein Arbeitsblatt erstellt, dass die wichtigsten Grundlagen zum Thema "Architektur der Renaissance" enthält. Man darf dieses Arbeitsblatt gerne herunterladen und zu schulischen (nicht-kommerziellen) Zwecken verwenden.
- Arbeitsblatt "Architektur der Renaissance" (PDF, ca. 450 Kb)
In meinem Unterricht lege ich Wert darauf, dass die Schülerinnen und Schüler am Ende die fünf wichtigen Baustil-Epochen vor 1900 kennen und unterscheiden können.
Das sind die ... Romanik → Gotik → Renaissance → Barock → Klassizismus.
Video zum Thema Renaissance: Stil Epochen 06 - Renaissance (1420-1600)
Viel Spaß beim Lernen und Genießen :-)

Foto: hilippos~dewiki - CC BY-SA 4.0
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