Architektur der Renaissance, Kunstgeschichte für Einsteiger

Architektur der Renaissance

Villa Rotondo von Andrea Palladio (um 1570), Vicenza, Italien
Foto: Philip Schäfer

Die Renaissance (übers. Wiedergeburt) begann um 1350 in Nord-Italien. Mit der Renaissance entfalten sich die klassischen Gattungen der bildenden Kunst, also Malerei, Bildhauerei und Architektur, zu jeweils eigener Blüte. Auf diesem Seite geht es nur um das Thema „Architektur“.

Die Renaissance-Architektur brachte Harmonie, Symmetrie und mathematische Proportion in die Baukunst zurück. Diese Ideen stehen in engem Zusammenhang mit der Erfindung der Persoektive zu Beginn der Renaissance. Zentrale Ideen wurden von der (vor allem römischen) Antike inspiriert, sowohl hinsichtlich der Bau-Statik als auch der Grundriss- und Fassadenentwürfe.

Merkmale der Renaissance-Architektur

Ausgangspunkt waren die „Zehn Bücher über Architektur“ des römischen Autoren Vitruv aus dem 1. Jh. v. Chr. Mit Vitruv wurden die antiken Ideale bekannt, und berühmte Renaissance-Architekten wie Brunellesci, Alberti oder Palladio orientierten sich eng an seinen Vorgaben.

Zu den wesentlichen Merkmale der Renaissance-Architektur gehören:

Merkmale der Renaissance-Architektur
Typische Merkmale der Renaissance-Architektur

Die genannten Merkmale sind in der Grafik auf eine typische Palazzo-Fassade bezogen, die in ähnlicher Form in vielen italienischen Städten zu finden ist. Kirchenbauten haben andere Gestaltungskonzepte, folgen aber weitgehend den oben genannten Merkmalen.

Die Rückkehr der Rundbögen

Palazzo Strozzi, Innenhof (Florenz, um 1530)
Palazzo Strozzi, Innenhof (Florenz, um 1530)
Foto: Von giovanni sighele, CC BY 3.0

Die Rundbögen der Renaissance waren nicht nur ein Rückgriff auf die Antike, sondern wurden mit mathematischer Perfektion und neuen Konstruktionsmethoden weiterentwickelt. Sie vermittelten Ruhe, Symmetrie und Eleganz und waren entscheidend für die Raumwirkung der Renaissance-Architektur. Die Maße der Rundbögen oft mathematischen Prinzipien wie zum Beispiel dem Goldenen Schnitt.

Vor allem in langen Bogengängen (sog. Arkaden) kam die harmonische Wirkung der Rundbögen besonders zur Geltung. Eine Arkade ist eine Reihe von Bögen, die von Pfeilern oder Säulen getragen werden. Wie auch bei Kolonnaden, bei denen auf den Säulen gerade Balken liegen, erzeugen Arkaden durch die wiederkehrenden Bögen eine gleichmäßige, rhythmische Struktur. Dieser Rhythmus vermittelt ein Gefühl von Ordnung, Ruhe und Eleganz.

Kuppeln: krönende Halbkugeln

Der Tempieto von Bramante
Der Tempieto von Bramante (Rom, 1502)
Foto: JTSH26 - CC BY-SA 4.0

Inspiriert vom römischen Pantheon griffen Renaissance-Architekten die klassische Kuppelform auf und entwickelten sie weiter. Dabei spielten technische Innovationen eine entscheidende Rolle: Durch neue Konstruktionsmethoden wurden Kuppeln stabiler, größer und eleganter. Besonders bemerkenswert war Brunelleschis Kuppel für den Florentiner Dom – ein Meisterwerk der Ingenieurskunst.

Neben ihrer technischen Bedeutung hatten Kuppeln eine starke symbolische Wirkung. Sie galten als Zeichen für göttliche Vollkommenheit, Harmonie und Ordnung. Ihre halbkugelförmige Gestalt wurde als Ausdruck kosmischer Perfektion verstanden, weshalb sie besonders häufig für Kirchenbauten genutzt wurden.

Darüber hinaus prägten Kuppeln das Stadtbild und dienten als visuelle Orientierungspunkte. Sie betonten zentrale Gebäude und verliehen ihnen eine majestätische Ausstrahlung. Oft wurden sie mit Tambouren erhöht oder mit Fenstern durchbrochen, um mehr Licht in das Innere der Bauwerke zu lassen.

Wirkung der Architektur auf die Menschen

Wie schon in der Romanik wirken Renaissance-Gebäude sehr solide und stabil. Sie strahlen Ordnung, Ausgewogenheit und Schönheit aus.

Die Architektur der Renaissance diente wie zuvor und danach auch der Einschüchterung: die Untertanen sollten ehrfürchtig die Kraft, die Macht und den Reichtum der Herrscher und geistlichen Anführer bestaunen.

Bei der Wirkung von Architektur muss man sich heute immer wieder bewusst machen, dass wir inzwischen zahlreiche Baustile nach der Renaissance kennen. Wir sind insbesondere geprägt durch die Architektur, von der wir täglich umgeben sind. Die Menschen in der Renaissance kannten all diese neuen Entwicklungen und Konzepte nicht.

Florentiner Dom, Früh-Renaissance (um 1430), Kuppel von Brunellesci
Florentiner Dom, Früh-Renaissance (um 1430), Kuppel von Brunellesci
Foto: Bruce Stokes on Flickr, CC BY-SA 2.0

Wichtige Architekten der Renaissance

Die Renaissance betrachtete Architektur als eine wissenschaftliche Disziplin. Insofern war die berühmten Baumeister der Renaissance viel mehr, sie galten als Universal-Genies, die sich mit vielen künstlerischen Disziplinen beschäftigten. So ist zum Beispiel Michelangelo heute vor allem als Maler der "Sixtinischen Kapelle" oder als Bildhauer des "David" bekannt, aber auch er hat als Baumeister (Nachfolger von Bramante) am Petersdom in Rom gearbeitet. Weitere wichtige Renaissance-Architekten waren:

Arbeitsblatt zum Thema Renaissance-Architektur

Arbeitsblatt Renaissance-Architektur
Arbeitsblatt
Renaissance-Architektur

Da ich ja auch Kunstlehrer bin, habe ich für meine Schülerinnen und Schüler ein Arbeitsblatt erstellt, dass die wichtigsten Grundlagen zum Thema "Architektur der Renaissance" enthält. Man darf dieses Arbeitsblatt gerne herunterladen und zu schulischen (nicht-kommerziellen) Zwecken verwenden.

In meinem Unterricht lege ich Wert darauf, dass die Schülerinnen und Schüler am Ende die fünf wichtigen Baustil-Epochen vor 1900 kennen und unterscheiden können.
Das sind die ... RomanikGotik → Renaissance → Barock → Klassizismus.

Video zum Thema Renaissance: Stil Epochen 06 - Renaissance (1420-1600)

Viel Spaß beim Lernen und Genießen :-)

Petersdom in Rom, Ostfassade
Petersdom in Rom, Ostfassade: typische Merkmale der Renaissance-Architektur
Foto: hilippos~dewiki - CC BY-SA 4.0

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"Realistisch" und "Zeichnen" sind zweierlei. Zum Einen werden die Grundlagen des Zeichnens vermittelt, vom Material und Werkzeug über grundlegende Zeichentechniken (z.B. Schraffieren) bis hin zum effektiven Vorzeichnen und den 4 Phasen des Zeichenprozesses: Betonen, Verblenden, Verwischen, Radieren. Zum Anderen werden die Grundlagen des Beobachtens erklärt, die man für jede Art von realistischem Bild benötigt. Am Ende helfen zahlreiche Inspirationen dabei, den eigenen künstlerischen Weg zu finden. Mehr darüber erfahren ...