Froschperspektive einfach erklärt

Froschperspektive (Kunst & Fotografie)

Froschperspektive einfach erklärt

Beispiel für eine Froschperspektive: "Sternennacht" von Vincent van Gogh
Beispiel für eine Froschperspektive:
"Sternennacht" von Vincent van Gogh, 1889

Die Froschperspektive ist eine Begrifflichkeit aus der bildenden Kunst (auch Fotografie). In der Froschperspektive wird ein Motiv aus einer sehr niedrigen Sichtweise aufgenommen, als ob man es aus der Sicht eines Frosches betrachten würde. Man kann daher auch sagen: die Froschperspektive bietet eine Untersicht (low angle). Dadurch wirkt das Motiv im Bild größer und imposanter, während der Hintergrund häufig stark in den Himmel hinaufragt oder den Himmel zeigt.

Das entscheidende gestalterische Kriterium ist dabei ein tief liegender Horizont. Das heißt, die Horizontlinie befindet sich im Bild relativ weit unten - mindestens unterhalb der Mittelachse. Je tiefe die Horizontlinie, um so stärker die Untersicht, das heißt, um so tiefer liegt das Betrachter-Auge. Ein gutes Beispiel ist die "Sternennacht" von Vincent van Gogh (siehe Abbildung).

Zeichnerische Konstruktion einer Froschperspektive: tief liegender Horizont
Zeichnerische Konstruktion einer Froschperspektive: tief liegender Horizont,
d.h. die Horizontlinie befindet sich unten im Bild

Wie wirkt die Froschperspektive auf den Betrachter?

Beispiel für eine Froschperspektive: "Die große Welle" von Hokusai
Beispiel für eine Froschperspektive:
"Die große Welle" von Hokusai, um 1832

In Bildern, die mit einer Froschperspektive komponiert sind, wirkt das Motiv sehr groß - fast überlebensgroß. Als Betrachter fühlt man sich entsprechend klein und eingeschüchtert. Die Froschperspektive wird also verwendet, wenn das Motiv stark, bedrohlich oder imposant wirken soll. Nicht selten fühlt man sich als Betrachter niedergeschlagen oder bedrückt. Mit Hilfe der Froschperspektive kann sogar eine Blumenwiese, ein Jahrmarkt oder ein Kinderzimmer (für Erwachsene) bedrohlich wirken.

Ein weiteres Beispiel ist "Die große Welle" von Hokusai (siehe Abbildung), bei der die dargestellte Well viel größer ist als die kleinen Menschen in ihren kleinen Booten. Die Welle ist sogar größer als der Berg Fuji, der im Hintergrund zu erkennen ist.

 

Wann wird die Froschperspektive benutzt?

Die Froschperspektive wird oft verwendet, um eine ungewöhnliche und interessante Darstellung eines Motivs zu erzeugen. vor allem dann, wenn man die oben genannte Wirkung im Bild erzielen möchte. Sie kann zum Beispiel eingesetzt werden, um Gebäude oder andere architektonische Strukturen imposanter wirken zu lassen oder um dramatische Effekte zu erzielen.

Insgesamt bietet die Froschperspektive eine neue, ungewöhnliche Sichtweise auf die Welt. Das ermöglicht dem Betrachter, Motive aus einem ungewohnten Blickwinkel zu betrachten.

Genau anders herum verhält es sich mit der Vogelperspektive.

Vogelperspektive Froschperspektive
Vogelperspektive (links) - Nomale Perspektive (mitte) - Froschperspektive (rechts)

Abschließend sei noch erwähnt, dass das (wahrscheinlich) erste, streng nach perspektivischen Regeln konstruierte Bild er Kunstgeschichte, auch eine Froschperspektivische Komposition ist. Es handelt sich um das berühmte Dreifaltigkeitsfresko von Massacio. Man muss hierbei bedenken, dass die Horizont-Linie ungefähr auf der Augenhöhe eines Erwachsenen liegt. Das Fresko ist recht groß.

Perspektivische Raumillusion bei Masaccio: Dreifaltigkeitsfresko
Die erste streng perspektivische Raumillusion der Kunstgeschichte:
"Das Dreifaltigkeitsfresko" von Masaccio, ca. 1428

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